Der Einzelhandel ist eine der größten Dienstleistungsbranchen weltweit. In Deutschland und Frankreich sind jeweils 3,1 Millionen Menschen darin beschäftigt, in den USA mehr als 9 Millionen, in Großbritannien 3,7 Millionen und in Australien 1,3 Millionen.
Zugleich ist die Branche berüchtigt für ihre hohe Fluktuation (aktuell bei 60 %), da die Beschäftigten auf der Suche nach besserer Bezahlung und mehr Karrierechancen häufig den Arbeitsplatz wechseln. Auch das Auf und Ab der saisonalen Veränderungen hält die Recruiting-Teams beschäftigt. Bei so viel Einstellungsaktivität könnten die Kennzahlen unseres Benchmarks Recruiting-Teams im Einzelhandel helfen, die eigene Position im Wettbewerbsumfeld zu bestimmen und über Maßnahmen nachzudenken.
Recruiting Benchmarks 2025 Report für den Einzelhandel
Für seinen wegweisenden Recruiting Benchmarks 2025 Report untersuchte SmartRecruiters fast 90 Millionen Bewerbungen für 1,5 Millionen Stellen in 95 Ländern. In diesem Blog-Beitrag werfen wir einen genauen Blick auf die Kennzahlen für den Einzelhandel und bieten Unternehmen einen Ausgangspunkt, aus dem sie erkennen können, wo sie gut abschneiden und wo sie noch Optimierungsbedarf haben.
Bitte beachten Sie, dass in dieser Auswertung der Einzelhandel auf Unternehmensebene definiert ist, nicht auf Ebene der Stellen. Das heißt, die Daten umfassen alle Arten von Stellen, die von Unternehmen im Einzelhandel in diesem Zeitraum angeboten wurden, von der Verwaltungskraft im Home-Office bis zu den Mitarbeiter:innen auf der Verkaufsfläche.

Wettbewerb um Jobs im Einzelhandel
- Im Vergleich zu anderen Branchen erhält der Einzelhandel etwas weniger Bewerbungen pro offene Stelle, aktuell durchschnittlich 65. Daher sind die Quoten für Vorstellungsgespräche und Angebote etwas höher.
- Aus Sicht der Bewerber:innen bedeutet dies, dass es im Einzelhandel leichter ist eine Stelle zu bekommen als in allen anderen untersuchten Branchen, mit Ausnahme des Gesundheitswesens, wo nur 1,5 % der Bewerber:innen ein Angebot erhalten.
Zeit bis zur Einstellung (Time to Hire)
- Mit einer Zeit von 25 Tagen bis zur Einstellung ist der Einzelhandel die Branche mit den kürzesten Einstellungsprozessen. Der Wert ist um 34 % niedriger als der weltweite Median quer über alle Branchen. Die Bewerber:innen durchlaufen jede Phase schneller, ihre Bewerbungen werden in nur vier Tagen geprüft und ein Vorstellungsgespräch findet bereits nach elf Tagen statt.
- Unternehmen, die KI einsetzen, stellen in der Regel 11 Tage schneller ein als solche, die KI nicht nutzen. Der britische Retailer Frasers Group beispielsweise setzt die Automatisierung und KI von SmartRecruiters ein, um für seine mehr als 1.500 Filialen eine Time to Hire von neun Tagen zu erreichen. Zustande kam dieser Wert mitunter durch ein behutsames Experimentieren mit den Antwortzeiten der Bewerber:innen, insbesondere während der Phase der Angebotsannahme.
- Zu berücksichtigen ist, dass Einzelhandelsunternehmen in der Regel auch eine Vielzahl von technischen Mitarbeiter:innen beschäftigen, insbesondere wenn sie E-Commerce betreiben. Letztere haben ähnliche Zeiten bis zur Einstellung wie in der Technologiebranche, nämlich durchschnittlich 48 Tage. Deshalb dürfte die Time to Hire für nicht-technische Mitarbeiter:innen im Einzelhandel sowie für Lagerpersonal in den meisten Fällen kürzer als 25 Tage sein. Das System von SmartRecruiters ist für ein breites Spektrum von Tätigkeiten ausgelegt, so dass größere Unternehmen eine einzige Recruiting-Plattform nutzen können, sowohl für die Besetzung von Stellen in der Zentrale als auch für solche mit hohem Personalaufkommen.
Recruiter-Produktivität im Einzelhandel
- Überraschenderweise bearbeiten Recruiter:innen im Einzelhandel 12 % weniger Stellengesuche als in anderen Branchen. Allerdings werden viele Stellen im in dieser Branche mit geringer oder ganz ohne Beteiligung des Recruiting-Teams besetzt, d.h. sie werden überhaupt nicht der Recruiting-Abteilung zugewiesen.
- JYSK, ein in Dänemark ansässiges Einrichtungshaus mit mehr als 3.000 Filialen in Europa, dem mittleren Osten und Nordamerika, nutzt die Bewerber-Tracking-Software von SmartRecruiters, um Prozesse zu konfigurieren, mit denen Stellen automatisch ausgeschrieben werden. Dies ermöglicht den Filialleitern, die Personalbeschaffung selbst in die Hand zu nehmen.
- Fast alle Recruiting-Teams im Einzelhandel setzen Scorecards ein, sofern letztere grundsätzlich im Unternehmen genutzt werden. Besonders bei Masseneinstellungen trägt die Bewertung der Bewerber:innen anhand von Schlüsselkriterien dazu bei, die Einstellungsentscheidungen zu rationalisieren.
Einstellungsquellen im Einzelhandel
- Der Einzelhandel hinkt bei der Nutzung von Empfehlungen und internen Einstellungen hinterher, was angesichts der hohen Fluktuation kaum überraschend ist. Da jedoch nur 2 % der Einstellungen auf Empfehlungen beruhen, besteht für Einzelhändler die Möglichkeit, Anreize für ihre Mitarbeiter:innen zu schaffen, um Freunde und Bekannte anzusprechen.
Weitere Erkenntnisse aus den Recruiting-Benchmarks für den Einzelhandel
Die Untersuchungen von Lighthouse Research & Advisory zeigen, dass 72 % der Bewerber:innen im Einzelhandel während des Einstellungsverfahrens über berufliche Entwicklungsmöglichkeiten informiert werden möchten. Darüber hinaus gaben dieselben Bewerber:innen an, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben die Hauptmotivation für ihre Bewerbung war.
Der richtige Umgang mit den Erwartungen der Bewerber:innen könnte Filialleiter:innen helfen, die benötigten Fachkräfte zu finden – zum Beispiel durch die Automatisierung der Vorauswahl auf Basis der Bereitschaft der Bewerber:innen, bestimmte Arbeitszeiten einzuhalten. Darüber hinaus können KI-gestützte Assistenten die Kandidat:innen über das Unternehmen und die verfügbaren Stellen informieren, wodurch sie vor ihrer Bewerbung besser im Bilde wären, ob sie für bestimmte Stellen qualifiziert genug sind.
Fallstudien zum Recruiting im Einzelhandel
JYSK, ein Retailer mit Niederlassungen in der gesamten EMEA-Region, erkannte die Notwendigkeit zur Entwicklung eines Einstellungsprozesses, der die Personalverantwortlichen dort abholt, wo sie stehen. Das Unternehmen fusionierte mit einem anderen Einzelhändler, was den Einstellungsprozess drastisch veränderte. Die nun insgesamt 3.500 einstellenden Führungskräfte lernten den Umgang mit den mobilen Recruiting-Tools von SmartRecruiters und waren dadurch in der Lage, die Überprüfung der Bewerber:innen zu beschleunigen und schnell Kandidat:innen für ihre Filialen einzustellen. Dadurch verkürzte sich die Zeit bis zur Einstellung um mehr als 60 %, trotz der Bearbeitung von 50.000 Bewerbungen im Monat.
Die Frasers Group, ein in Großbritannien ansässiger Konzern für geistiges Eigentum und Retailer mit mehr als 1.500 Filialen, konnte durch eine Reihe von Maßnahmen die Zeit bis zur Einstellung von 23 auf neun Tage verkürzen. Dazu gehörten KI-gestütztes Screening, Kommunikationsvorlagen und datengestützte Analysen. So analysierte das Unternehmen sorgfältig die Absagen der Bewerber:innen je nach Phase und stellte fest, dass es 25 % weniger Absagen gab, wenn man den Bewerber:innen ein Zeitfenster von drei Tagen gab, um das Angebot anzunehmen. Im Laufe der Zeit konnte das Unternehmen so die Kündigung neuer Mitarbeiter im ersten Monat um 50 % senken. Neun Tage bis zur Einstellung ist nun für die Frasers Group der Idealwert für die Einstellung von Retail-Mitarbeiter:innen mit hohem Personalaufkommen. Zugleich ist schneller nicht immer besser. Qualifizierte Bewerber:innen brauchten mehr Zeit, um über das Angebot nachzudenken, statt sich zu einer Entscheidung drängen zu lassen.
Hier gibt es alle Kennzahlen des Recruiting-Benchmarks
Lade den vollständigen Bericht herunter, um einen globalen Überblick und die geografischen Unterschiede im weltweiten Recruiting zu erhalten. Der Report bietet außerdem branchenbezogene Kennzahlen für das Gesundheitswesen, das Gastgewerbe, den Technologiesektor und die produzierende Industrie.